Antereisis

Henry Moore, Maske, ca. 1928

Chez nous, les personnages font la loi à la perception. Les yeux se portent avec prédilection sur les figures qui vont et viennent, surgissent et disparaissent. Pourquoi vous ai-je suggéré que nous utilisions l'anonymat ? Par nostalgie du temps où, étant tout à fait inconnu, ce que je disais avait quelques chances d'être entendu.1

Pseudonyme Interpretationen

Mit dem Begriff der Freiheit lassen sich die Bereiche des Ästhetischen, der Kunst, des Theaters, der Literatur, der Architektur und auch die der Wissenschaften und des Ingenieurwesens mit dem Feld des Politischen verknüpfen. Denn nur - zumindest teilweise - ungebundenes Denken kann Wirklichkeitsräume und Möglichkeitsräume erschließen. Dieses Erschließen erfolgt über Sprache und Denken; und ist dabei wesentlich auf Dialog und Begegnung angewiesen. Wo Dialog politisch beschränkt wird und Begegnung unter Zwängen stattfindet, limitieren diese Umstände zwangsläufig auch die Sprache, mit ihr die Begriffe, und somit: das Denken.

Auch repressive politische Ordnungen müssen, zumindest begrenzt, Freiräume gewähren. Dort nämlich, wo sie auf Resultate menschlicher Freiheitsverwirklichung angewiesen sind; und sei es, weil sie die Freiheit zur Entwicklung und Organisation jener Herrschaftsinstrumente brauchen, die sie zur Unterdrückung und damit zur Fortexistenz in der Zeit benötigen.

Eine politische Ordnung, die völlig frei wäre von jeglicher Einschränkung der Freiräume von Dialog und Begegnung, und damit von Sprechen und Denken, ist historiographisch und ethnographisch nicht bekannt. Auch rein theoretisch, als utopischer Entwurf ist eine in diesem Sinne absolut freie politische Ordnung schwer, vermutlich überhaupt nicht, zu formulieren.

Demnach finden Dialog und Begegnung zwischen zwei idealtypischen Extremen statt, die es lediglich als analytische Grenzbegriffe gibt. Als solche wirken diese Begriffe aber in das empirische Feld zwischen ihnen zurück. Die politische Beschränkung des Denkens kann sehr ausgeprägt sein und im empirischen Maximum sinnvoll als total bezeichnet werden. Aber sie ist nicht absolut. Ebenso wenig sind maximal beschränkungsarme Verhältnisse denkbar und lassen sich als offene Gesellschaften bezeichnen. Aber auch dort ist die politische Freiheit nicht absolut.

Louis Kahn, Piazza del Campo in Siena, 1951

Der freie Platz ist der Ort an dem sich Dialog und Begegnung umsetzen lassen, der Handlungsraum.2 Er entspricht dem politischen Freiraum, der die Grundlage von Sprechen und Denken bildet und umfasst, und so die Freiheitsgrade der Reflexion definiert.

Pseudonymität ist eine Reaktion auf diese Konstellation. Pseudonymität erlaubt es, Autorenschaft und Anonymität zu verbinden. Pseudonymität bedeutet nicht Namenlosigkeit. Pseudonymität bedeutet die Erweiterung des Namenraumes. Der Geburtsname, ggf. ergänzt um den Rufnamen oder Ehenamen, möglicherweise den Spitznamen oder den Künstlernamen wird durch das Pseudonym so ergänzt, dass die Rückführung auf einen identischen Namensträger nicht notwendigerweise möglich ist.

Nebenbei bemerkt hat das Pseudonym eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem Erzähler einer Geschichte. Auch hier besteht eine halbtransparente Situation, ähnlich einem Spionspiegel. Für den Autoren sind die Übereinstimmungen und Differenzen zwischen dem Autor und dem Erzähler einer Geschichte deutlich besser ersichtlich. Jenen, die Autor und Erzähler kennen, ist ein Urteil über die Diskrepanz auch möglich. Aber die Rezipienten der Erzählung können ohne äußere Hilfe keine Rückschlüsse auf den Autor ziehen, egal wie vertrauenswürdig oder widersprüchlich der Erzähler sich geriert. Sie können das ebenso wenig, wie jene, denen der Autor aber nicht die Erzählung bekannt ist.

“I had worked in the streets anonymously for some time for various reasons including that I wasn’t sure I was an artist to start with, and so I felt outside was like Speakers’ Corner in the UK – you go out and offer what you have in the hopes that it is of interest and use to others. I used anonymity with the Truisms so that no one will attribute the sentences to a single 20-something female,” Holzer laughs. “When I was doing stuff in the street, it didn’t matter to me if anyone thought it was art – so maybe that has something to do with the reason that it worked."3

Die pseudonyme Autorin, deren Identität verborgen bleibt, unterscheidet sich von der anonymen Autorin. Ein anonym veröffentlichter Text lässt sich ohne Pseudonym nicht in den Kontext anderer Schriften stellen. Erst das Pseudonym ermöglicht es, eine Kontinuität der Autorenschaft über diskrete Texte herzustellen. Das Pseudonym erlaubt es dem Leser, aus dem Text heraus einen virtuellen Autoren zu konzipieren. Die Konturen dieses Autor-Konstrukts ergeben sich aus den pseudonymen Texten und aus dem Verhältnis dieser Texte zueinander.

Der pseudonyme Autor verbirgt durch Verschweigen seines real-sozialen Namens, d.h. seiner staatlich und familiär garantierten Pass-Identität, die Verknüpfung zwischen Text und Autor. Der Text kann nicht auf die leibliche, historisch-anatomische und gesellschaftliche Existenz seiner Autorin zurückgeführt werden.

Für die Interpretation des Textes bedeutet das numerisch einen Verlust, weil ein Fundament seiner Genese undurchsichtig bleibt. Die Kenntnis des Autors, also: zu wissen, wer etwas schreibt, das erlaubt es, bestimmte Perspektiven auf das zu entwickeln, was geschrieben wurde. Wer möchte ein Gedicht von Pol Pot lieben?

Dazu kommt: die Geschichte steckt in den Begriffen. Mit dem Autor verschwinden wichtige Orientierungspunkte, Wegmale, die es erlauben, einen Text als Ausschnitt aus dessen Kontext zu verstehen. Die materielle Dimension des Textes wird durch die Pseudonymität verschleiert, der Text wird in diesem Sinne sakralisiert. Wer, von wo aus spricht, das bleibt verschwiegen, und diese Heimlichtuerei verleiht jeder Stimme ein Raunen.

Perhaps we should consider the text as a necessary possibility, as one manifestation of a process, which is always virtually present in the the background, a kind of third dimension of the written work. In this open (or half-open) space, the work is fatefully tossed between impetuous forward movements and calms of exhaustion, between stammerings and lacunae, from interruptions to unachievements that keep bringing us off course.4

Wo das Verstehen und die Interpretation des pseudonymen Textes selbst sich wieder artikulieren möchte - und sei es im Sinne einer allmählichen Verfertigung der Gedanken - entsteht ein Zugzwang: entweder die Leserin des pseudonymen Textes lässt sich auf die Ebene ein und reagiert selbst pseudonym. Oder, was der empirische Normalfall ist, die Reaktion erfolgt unter Preisgabe der faktischen Autorenschaft des Kritikers und das bedeutet, unter Inkaufnahme einer schwerwiegenden Asymmetrie.

Pseudonymität unterscheidet sich auch so erheblich von Anonymität. Die Autorin einer pseudonymen Schrift wählt für ihr Werk eine Form, die das Interpretationspotenzial einschränkt. Kritik wird ganz auf den Ausdruck verwiesen und das bedeutet auch: Lob und Tadel gelten stets nur dem Werk und seinem pseudonymen Autor, seiner Autorin, oder gar: seinem Autorenkollektiv. Die Sanktionierung der leibhaftigen Autorin ist nicht möglich, Ruhm und Strafe treffen sie nicht. Damit einher geht eine Entkopplung von den gesellschaftlichen Herrschaftsmechanismen. Das schafft einerseits, graduell, Freiheit von politischen Zwängen, die der Freiheit des Gedankenganges sachfremde Beschränkungen auferlegen könnten und entbindet so produktiv. Destruktiv entbindet es, wiederum graduell und nicht absolut, den pseudonymen Autor von der normativen Orientierung, die durch soziale Resonanz entsteht und er entbehrt dadurch auch inhaltlich eines Korrektivs, das sich in der rein auf das Werk bezogenen Kritik nicht voll entfalten kann.

Pseudonymität ist demnach immer Ausdruck einer Abwägung, bei der die Sorge um die politisch-gesellschaftliche Integrität des leibhaften Autors schwerer gewichtet wird, als die Sorge, dass in dieser Form das Potenzial öffentlicher und Kritik offener Artikulation unzureichend ausgeschöpft werden kann.

Ob die Entscheidung zur Pseudonymität als Paranoia oder als berechtigte Vorsicht gewertet wird, hängt von der Bewertung der gegenwärtigen und künftigen Herrschaftsverhältnisse ab. Ob die Pseudonymität als Flucht aus dem normativen Referenzrahmen gewertet wird, hängt davon ab, wie weit sich die Werke der pseudonymen Autorin von diesem distanzieren. Im Extremfall dient das Pseudonym nicht nur der Verschleierung der Identität des Autors, sondern zur unkontrollierten Artikulation von Unvernunft, ist somit Mittel zum Zweck der Verdrehung und degradiert zur gegenaufklärerischen Guerillataktik.

Bewertet am Maßstab der Vernunft ist die Legitimität der pseudonymen Form von den politischen Herrschaftsverhältnissen abhängig, erst recht aber von ihren Inhalten. Wo unter pseudonymer Autorenschaft namentliche Kritik geäußert wird, kann diese sinnvoll stets auch nur auf das Werk, die Aussage, den Text zielen, nicht auf die Person - selbst dort nicht, wo durchaus in der Sache auch persönliche Kritik angebracht wäre. Die pseudonyme Form erlaubt keine Verunglimpfung nicht-pseudonymer Autoren. Der pseudonyme Autor kann sich Diffamierung nicht leisten, weil er sonst das Fundament seiner eigenen Glaubwürdigkeit irreparabel untergräbt. Denn als "Troll" verdeutlicht sie, dass die Entkopplung von Text und Autorin nicht der Freiheit des Gedankens und damit dem Text und der Verständigung dient, sondern alleine den Autor von Verantwortung für sein Werk entbinden soll, das so von vornherein als Unfug kenntlich wird.

Die Möglichkeit, Pseudonyme als Instrumente der Gegenaufklärung letztlich antidiskursiv zu gebrauchen führt dazu, dass die Autorität und die Kredibilität eines Pseudonyms sich nicht rational-legal begründen lassen. Nicht jede pseudonyme Autorin stellt ihre Person hinter ihr Werk im Dienste des sachlichen Austauschs. Autorität und die Kredibilität eines Pseudonyms können auch nicht charismatisch begründet werden, weil gerade die indviduell-leibliche Dimension - the first body of the king - suspendiert ist. Es bleibt alleine Tradition als Quelle von Glaubhaftigkeit und Autorität des Pseudonyms. Diese Tradition kann nur eine Texttradition sein und sie muss nach und nach gebildet werden.

Die Überzeugungskraft pseudonymer Texte folgt den Gesetzen dieser speziellen Hermeneutik - der pseudonyme Autor muss in Serie produzieren, um den Verdacht zu entkräften, er verstecke sich hinter seinem falschen Namen. Wenn er eigennamentlich autorisierte Texte kritisiert, muss er die Grenze achten, bei der eine Kritik am Werk zur Kritik am Autor wird. Das ist dort besonders herausfordernd, wo eine Serie von Aussagen im Gesamtbild eine kritische Distanzname erfordert, die dann - dem Anschein nach - doch auf den Autoren zielt. Aus pseudonymer Perspektive kann die Kritik des nicht pseudonymen Autoren sich redlich nur unter ständigem Rückgriff auf die Textgrundlage erfolgen.

Die pseudonyme Autorenschaft ist aber auch angewiesen auf eine entsprechend respektvolle Lesart, die nicht die Diffamierung der Person unterstellt, wo vom Werk die Rede ist. Die Grundlage einer in diesem Sinne vertrauensvollen Lesart nicht zu verletzen, liegt aber in der Verantwortung der pseudonymen Autorinnen.


Pseudonym und anonym sind große Kulturwerke geschaffen worden, mit denen sich die Autorin dieser Zeilen nicht vergleichen möchte. Er möchte diese Beispiele aber halbwegs willkürlich selektiv anführen, um den Assoziationsraum für diese Form der Camouflage attraktiver zu gestalten. Neben das anrüchige Moment des Versteckens soll die hohe Kunst der Verkleidung gestellt werden.

Theodor Wiesengrund Adorno schrieb zu Beginn seiner beruflichen Karriere pseudonym:

Noch [1933 /Antereisis] publizierte er in deutschen Blättern unter dem vollen Namen. Eine Vorsichtsmaßnahme sollte es sein, daß er jenseits der Reichsgrenzen erscheinende Artikel mit Pseudonymen zeichnete, etwa dem abenteuerlichen "Hektor Rottweiler"; er begründete es mir damit, daß der Rottweiler die typische Metzgerhundrasse sei und fast immer auf den Namen Hektor höre. Es sei ein furchterregendes Tier, und also werde auch kein Nazi auf den Verdacht kommen, dahinter verberge sich ein nichtarischer Schrift.5

Theodor Wiesengrund Adorno mit dem Hund Ali Baba in Los Angeles, 1944. © Theodor W. Adorno Archiv, Frankfurt am Main

Diese politische Erklärung von Adornos Entscheidung zum Rottweiler-Pseudonym ist überzeugend, auch wenn unklar bleibt, warum ausgerechnet jenseits der Reichsgrenzen die wahre Autorenschaft vor Nationalsozialisten verborgen werden sollte, wo diese doch gerade innerhalb der Reichsgrenzen die Macht übertragen bekommen haben und eine Bedrohung darstellten.6

Gabriele Tergit war als Elise Hirschmann geboren worden und ging im späteren Verlauf eine "staatliche Verbindung zu Herrn Reifenberg ein" so dass im Pass Elise Reifenberg stand. Gabriele war eine Erfindung aus Kindertagen, Tergit ist eine anagraphische Rochade aus Gitter. Gabriele Tergit schrieb auch als Maria Becker, Christian Thomasius, Irene Versil, Lyonel, Lily Stock, E. Hensel und Emmy Grant.

I myself just could not write under the name of my father.7

Dieser Vater, Siegfried Hirschmann, war als Metzgersohn unternehmerisch zu Wohlstand gekommen. Er war Eigentümer der Deutschen Kabelwerke und produzierte mit dem Cyklonette Pionierfahrzeuge des Indivudalverkehrs.

Die Fabrik von Gabriele Tergits Vater in Berlin Friedrichshain

Ein junges Mädchen aus guter Familie hatte nicht in Zeitungen zu schreiben. Ich begegnete allgemeiner Verachtung8

Jane Austen schrieb Sense and Sensibility unter dem Pseudonym By a Lady, sandte ihre Manuskripte aber stets über ihren Bruder Henry an die Verlage. Ihren Roman Jane Eyre schrieb Charlotte Brontë unter dem Pseudonym Currer Bell. Der Autor George Eliot war mit weiblichem Vornamen, nämlich als Mary Ann Evans geboren worden. Sie übersetzte Ludwig Feuerbachs wirkungsmächtige Schrift "Über das Wesen des Christentums" und “Das Leben Jesu” von David Friedrich Strauß aber unter dem Pseudonym Marian Evans, was als Form von Maria oder von Marius keine eindeutige Geschlechtszuordnung im Binärschema erlaubt.9

François Marie Arouet nannte sich Voltaire, Alfred Döblin kritisierte Thomas Manns Essay über Fontane unter dem Pseudonym Linke Poot, Günther Stern schrieb als Günther Anders, Jean Amery ist Christian Anton Meyer, Woody Allen heißt Allen Stewart Königsberg, Kurt Tucholsky alias Paulus Bünzly, Peter Panter oder Ignaz Wrobel, Fingal O'Flahertie Wills schrieb als Oscar Wilde, Marguerite Yourcenar hieß bürgerlich Marguerite Antoinette Jeanne Marie Ghislaine Cleenewerck de Crayencour, Paul Celan ist Paul Antschel, Siegfried Kracauer verfasste seinen Roman unter dem Namen Ginster, Carmen Martín Gaite schrieb unter dem Namen ihrer Großmutter Sofía Veloso, Max Goldt ist Matthias Ernst, Sebastian Haffner Raimund Pretzel, der bedeutende russische Musikkritiker Herman Laroche kritisierte die Schriften Flauberts unter dem Namen Lev Mélioubov, Le Courbusier war das Pseudonym von Charles Eduard Jeanneret, Eric Arthur Blair schrieb als George Orwell, mit dem Namen Michel Houellebecq veröffentlicht Michel Thomas seine Texte.10 Was passiert, wenn wir uns vorstellen, Shakespeare sei Mary Sidney Gräfin von Pembroke gewesen?11

Mary Sidney Herbert, Countess of Pembroke - die unter anderem Petrarcas “Triumph des Todes” ins Englische übertragen hat.
Jan Bruegel der Ältere, Triumph des Todes, ca. 1597, inspiriert durch die Trionfi Petrarcas

1

Michel Foucault, Le philosophe masqué, Interview mit Christian Delacampagne, Februar 1980, in: Le Monde, no 10945, 6. April 1980, S. I und XVII; wieder abgedruckt in Dits Ecrits, Band IV, Text Nr. 285;

2

Vgl. den wegweisenden Beitrag von Durs Grünbein zur politischen Dimension des freien Platzes als architektonischer Entsprechung der polis, ausgehend von einer Meditation über die Piazza del Campo in Siena: Durs Grünbein, La città ideale. Der verschwundene Platz, in: Lettre International 51 (2000), S. 111-113.

3

Miss Rosen, Jenny Holzer on the power of the word in art, in: AnOther Magazin, 7. September 2018 (Gespräch mit Jenny Holzer). Miss Rosen ist das Pseudonym von Sara Rosen.

4

Der Fokus auf Pseudonymität, Autorenschaft und die Frage nach Tod bzw. Ende des Autors sind nur eine Richtung aus der versucht wurde, sich dem Feld zwischen anthropos, poiesis und ergon zu nähern. Ein andere ist es, die Genese des Textes bis zur Unverfügbarkeit in Richtung des Autoren zu verfolgen. Zu wenig bekannt erscheint diesbzüglich der Text des französischen Heine-Forschers Louis Hay aus dem das vorangestellte Zitat entnommen ist: Louis Hay, Does »Text« Exist?, in: Studies in Bibliography 41. 1988, S. 64–76, hier S. 75; der französische Originaltext erschien 1985: Louis Hay, “Le texte n’existe pas”. Réflexions sur la critique génétique, in: Poétique 1985, Nr. 62, S. 147–158. Die kritischen Grenzen dieser Herangehensweise zeigte Bourdieu auf: Pierre Bourdieu, Die Regeln der Kunst, Frankfurt am Main 2001, S. 314-316.

5

Peter von Haselberg, Wiesengrund-Adorno, in: Theodor W. Adorno, hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Sonderband aus der Reihe text und kritik, München 1977, S. 7-21, hier: S. 19f.

6

Nicht überzeugend sind die diversen Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen dem Inhalt der unter diesem Pseudonym erschienenen Texte und der Wahl des Rottweilers. Dazu hat sich Christian Voller in einem kenntnisreichen und geistreichen Aufsatz sortierend und erhellend geäußert und rekurriert dabei gar auf die Charakterisierung des Rottweilers gemäß “Rassestandard des Allgemeinen Deutschen Rottweiler-Klubs von 1907”. Christian Voller, Kritische Theorie und Hundehaltung, in: Zeitschrift für Kritische Theorie, 26. Jg. (2020), Heft 50/51, S. 224-250.

7

Hans Wagener, Gabriele Tergit. Gestohlene Jahre, Göttingen 2013, S.19.

8

Jens Brüning, Nachwort, in: Gabriele Tergit, Atem einer anderen Welt. Berliner Gerichtsreportagen, Frankfurt am Main, 1994, S.200.

9

Susan E. Hill, Translating Feuerbach, Constructing Morality. The Theological and Literary Significance of Translation for George Eliot, in: Journal of the American Academy of Religion, 65.3 (1997), S. 635–53.

10

Zu den kenntnisreichsten Beobachtungen pseudonymer Literatur gehört sicher Martin Mulsow. Jenseits der durch die im Anschluss an die Arbeiten von Foucault und Barthes beleuchteten literaturtheoretischen Ebene, untersucht er auch die soziale Funktion pseudonymen Schreibens in historischer Perspektive. Vgl. Martin Mulsow, Practices of Unmasking: Polyhistors, Correspondence, and the Birth of Dictionaries of Pseudonymity in Seventeenth-Century Germany’, in: Journal of the History of Ideas, 67.2 (2006), S. 219–50; Martin Mulsow, Prekäres Wissen. Eine andere Ideengeschichte der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main, 2012; ferner: Robert J. Griffin, Anonymity and Authorship, in: New Literary History, 30.4 (1999), S. 877–95; Autorschaft: Positionen und Revisionen. DFG-Symposion 2001, hrsg. von Heinrich Detering, Stuttgart und Weimar 2016 (insbesondere der Beitrag von Benhard Teuber); Rüdiger Schnell, Autor und Werk im Deutschen Mittelalter. Forschungskritik und Forschungsperspektiven, in: Joachim Heinzle, Wolfram-Studien XV. Neue Wege der Mittelalter-Philologie (Landshuter Kolloquium 1996), Berlin 1998, S. 12-73; Stephan Pabst, Anonymität und Autorschaft. Ein Problemaufriss, in: Anonymität und Autorschaft. Zur Literatur- und Rechtsgeschichte der Namenlosigkeit, hrsg. von Stephan Pabst, Berlin und Boston 2011, S. 1-34, sowie die weiteren Beiträge in diesem Band.

11

William S. Niederkorn, A historic whodunit. If Shakespeare didn’t, who did?, in: New York Times vom 10.2.2002; Laura Cappelle, Mary Sidney, Shakespeare and the Authorship Question, in: The New York Times vom 29.9.2022.; Zu dem Zusammenhang der Bilder Bruegels mit den Gedichten Petrarcas vgl. die Bemerkungen und Verweise in: Margaret A. Sullivan, Bruegel and the Creative Process, 1559-1563, Burlington 2017, Kapitel 4, insbes. Fn. 5; Pieter Bruegel the Elder and Religion, Leiden 2018, S. 71; Stefanie Knöll und Sophie Oosterwijk, Mixed Metaphors: The Danse Macabre in Medieval and Early Modern Europe, Cambridge 2015, S. 181.

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